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Kennst Du das, dass Du die Tage, Wochen und Monate seit dem Tag X zählst? Du hangelst Dich von einem Gedenktag zum Nächsten? Es gibt Dir irgendwie Halt, es ordnet etwas was so gar nicht in Ordnung ist? Wenn alles auseinander fällt, die ganze komplette innere wie äussere Ordnung, bleibt nur die Zeit die beständig ist, an der man sich orientieren kann. Deshalb sind uns die besonderen Tage weiterhin so wichtig, und durch unsere Gestaltung dieser Tage fühlen wir uns nicht völlig ausgeliefert.

Jahrestage, Geburtstage, Hochzeitstag, Todestag… Den Geburtstag zum Beispiel haben wir früher doch auch gefeiert? Es war ein besonderer Tag, ein Freuden-Tag. Also warum dann nicht auch heute ein klein wenig feiern? Deshalb sind uns diese Tage doch auch heute so wichtig oder besser gesagt, darum besitzen sie auch einen so grossen Wert für uns!

Alle unsere besonderen Tage sind erst einmal Tage, die man wie mit Adlersaugen fixiert. Und das schon Wochen vorher. Und je näher dieser Tag rückt, umso angespannter wird man. Ich werde tatsächlich unbewusst dünnhäutiger, emotionaler, schneller gereizt, habe weniger Geduld mit mir und Anderen. Zuerst frage ich mich was denn los mit mir ist. Dann schaue ich irgendwann gedankenverloren auf den Kalender, und bemerke, dass in ein paar Wochen unser Hochzeitstag ist, und plötzlich ist mir alles klar. Mein Unterbewusstsein reagiert mal wieder. Ist der Tag dann gekommen, entpuppt er sich nicht als böses Monster wie befürchtet, sondern oft als einen angenehmen, vielleicht sogar schönen Tag, voller Gedanken, Erinnerungen und Ritualen.

Einer dieser Tage steht mal wieder vor meiner Tür, ganz konkret. Unser Hochzeitstag. Am 06.08. wären wir sieben Jahre verheiratet.

Diese Tage machen einem immer wieder deutlich, dass da jemand fehlt. Als Micha noch lebte, bekam ich einen Strauss Blumen, ähnlichen wie zu unserer Hochzeit. Wir sind auch an dem Tag selbst, oder in dieser Woche chic Essen gegangen. Erst schön rausgeputzt und anschliessend fein gegessen und nett unterhalten. Ich hatte auch zur Hochzeit ein Buch angefertigt in das jeder von uns das vergangene Jahr Revue passieren lassen konnte. Einfach unsere Erinnerungen, das was wichtig war, als kleines gemeinsames Ritual. Nun ist es ein Ritual für mich. Ich führe dieses Buch heute noch weiter, es dient mir als Jahres-Gedenkbuch. Ganz am Anfang hatte ich ein Tagebuch und habe darüber Zwiesprache mit Micha gehalten. Heute reicht es mir das vergangene Jahr dort in unserem Buch fest zu halten. Jedes Jahr nehme ich es wieder zur Hand, blättere und lese darin. Ich brauche Ruhe dazu und gebe mich dem hin. Für mich ist es ein sehr wichtiges Ritual geworden.

An einem anderen Feier-Tag z.B. Micha`s Geburtstag freut es mich immer sehr, wenn Freunde, Kollegen mir eine Nachricht zukommen lassen. Wir uns dann über deren oder vielleicht auch über gemeinsame Erinnerungen austauschen. Das tut so gut und gibt mir das Gefühl, dass er nicht vergessen ist, er auch noch in „ihrer“ Welt in Gedanken präsent ist.

Mir hilft es auch, wenn ich an diesen Tagen etwas plane. So kann ich den Tag mit-gestalten. Ganz am Anfang, die ersten zwei Jahre war es sehr wichtig mich nicht so macht- und hilflos zu fühlen. Wichtig war, dass ich etwas tue und ich mich orientieren konnte, was an diesem Tag passiert. Das gab mir immer ein Stück Sicherheit zurück und so konnte ich den Tag etwas entspannter erleben. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass mir Micha an diesen Tagen durch das erinnern, bewusste erleben und selbst gestalten immer ganz nah ist.

Natürlich hat sich in der Zwischenzeit auch die Planung der Tage etwas geändert. Ich feiere heute mit unserem Sohn zusammen weiter diese Tage. Ich erzähle viel vom Papa, Bilder und Videos werden rausgesucht und angeschaut. Dadurch erfährt er immer wieder eine Menge von seinem Papa. Mittlerweile ist unser Sohn auch in einem Alter, wo ihn vieles interessiert.  Ich schätze es geht auch darum, dass er anfängt sich zu identifizieren, wissen zu wollen woher er kommt. Und so werden die Tage auch für ihn etwas besonderes. Natürlich bestimmt er die Dosis! Ich merke aber, wie er viele Sachen aufsaugt und auch nachfragt. Das freut mich sehr! Ich glaube, dass das die besondere Kunst ist, wenn man verwitwet ist und auch noch Kinder hat, oder vielleicht auch kleine Kinder hat. Sie brauchen ihren Raum, für sie sind Rituale auf eine andere Art und Weise besonders und wichtig. Und da eine Balance zu finden zwischen seinem eigenen Bedürfnis und dem der Kinder ist vielleicht nicht immer einfach. Aber je älter sie werden, umso mehr können sie sich uns auch mitteilen und die Tage mitgestalten. Ich finde das einen schönen Gedanken.

Hier ein paar Rituale die mir an solchen Tagen geholfen haben, vielleicht ist auch etwas für Dich dabei, für Dich alleine oder auch gemeinsam:

  • das Lieblingsessen kochen
  • Essen gehen
  • jemanden besuchen
  • das Grab besuchen
  • eine Kerze den ganzen Tag anzünden
  • in einem „Gedenk“buch lesen oder schreiben
  • Lieder hören
  • Videos schauen
  • Bewusst und achtsam spazieren gehen
  • Erinnerungen erzählen, telefonieren

Welche Rituale helfen Dir? Welche geben Dir Halt? Was ist für Dich vielleicht auch mühsam? Hast Du Fragen, dann stell sie mir und ich hoffe ich kann Dir helfen eine Antwort zu finden. Ich wünsche Dir für Deinen nächsten „besonderen“ Tag, jemanden an Deiner Seite, mit dem Du gemeinsam diesen Tag gestalten kannst. Dass Du bewusst Zeit für Dich und Deine Kinder hast, dass Ihr Euch gemeinsam an die schönen und lustigen Momente erinnert und ihr in diesen Momenten ganz fest Eure Liebe spürt, die Euch auch heute noch verbindet – denn die geht niemals verloren!

Alles Liebe

Deine Katharina

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